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Gabriele Tripler-Drollgestorben am 14. Februar 2022

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Liebe Gabriele,

Du bist am 14. Februar, dem Valentinstag, wie durch einen Erdrutsch aus meinem Leben gerissen worden. Dein Tod hat unserem gemeinsamen Leben, unserer Liebe, unseren Wünschen und Plänen ein jähes Ende bereitet. Du musstest nicht nur mich verlassen, sondern auch Dein großes Lebensprojekt, die vielen Katzen, denen Du mit großer Willenskraft, Mut und Engagement und viel Zeit eine Heimat geboten hast. Auch Du konntest nicht ahnen, dass Dein Leben so bald zu Ende gehen würde, viel zu weit reichten hierfür Deine Pläne in die Zukunft. Lass mich unser Leben noch einmal Revue passieren.
Du warst Krankenschwester von ganzem Herzen, dies war dein Traumberuf. Wir haben uns in den 1990er Jahren während Deiner Weiterbildung zur Fachkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesiepflege in der MHH kennengelernt. Ich war damals Dein Vorgesetzter und Dein Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden, Deine Empathie und Kommunikationsfähigkeit haben mich sofort in den Bann gezogen. Auf der Abschlussfeier Deiner Weiterbildung sind wir uns näher gekommen und gingen auch bald eine Beziehung ein. Zu Beginn hattest Du noch viele Bedenken gegen ein gemeinsames Leben, aber nach einem Jahr sind wir in unserem gemieteten Haus auf dem Dorfe endlich zusammengezogen, Du mit Deinen vier Katzen und ich mit meinem Hund, der aber bald verstarb.
Wir haben Deinen Katzen eine kleine Außenvoliere gebaut, zu der sie über ein Fenster im Souterrain gelangten und waren glücklich und fasziniert, wie diese Wohnungskatzen zum ersten Mal in ihrem Leben Gras unter ihren Pfötchen fühlten. Wir haben es nie ausgesprochen, aber ich glaube, dass damals bei Dir der gedankliche Grundstein für unser späteres Leben, das so abrupt endete, gelegt wurde. Damals hast Du als urbane Peinerin auch die Freude am Gärtnern kennengelernt, diese Freude sollte Dir nie mehr abhanden kommen. Zum Entsetzen der Nachbarn hat es Dir nichts ausgemacht, Deine Gartenaktivitäten in meist knapper, aber noch schicklicher Badebekleidung auszuführen. Das war dir völlig egal, so wie Du Dich stets über jede Meinung hinweggesetzt hast, die nicht auf persönlichen Werten beruhte. Manch einer hat Dich wegen dieser Einstellung für herzlos gehalten. Das Gegenteil ist der Fall. Du hast immer großen Respekt für die Werte aber auch Ängste anderer Menschen gehabt und warst immer ernst, emphatisch und verständnisvoll, wenn sich diese Dir offenbarten.
In dieser Zeit haben wir unsere Differenzen und Probleme bis zur Klärung ausgelebt und einmal waren wir sogar einem Punkt, an dem Du das Wort Trennung ausgesprochen hast. Diese Phase war schließlich beendet und wir haben uns seitdem immer an die aufgestellte Regel gehalten, nie aus dem Haus zu gehen, ohne vorher einen vorangegangenen Streit anzusprechen.
Wir heirateten, Du warst an dem Tag noch schöner als sonst. Es war ein wunderbarer Tag.
Im nächsten Jahr haben wir unseren gemeinsamen Traum Wirklichkeit werden lassen und erstanden in Peine unser Haus mit dem riesigen Garten. So klein und alt wie das Haus war, für Dich waren der Garten und Deine Vision von freien, aber geschützt und natürlich lebenden Katzen wichtig. Diese Vision hast Du verwirklicht. Mit unglaublicher Willenskraft hast Du Dich im Tierschutz engagiert, im Tierheim Peine waren die verlorenen und hoffnungslosen Seelen Deine Schützlinge und oft fanden die Katzen, die keine Chance auf Vermittlung hatten, bei uns ein Zuhause. Du hast mehrere nachhaltige Aktionen im Peiner Tierschutz mitorganisiert und bei den Kastrationsaktionen nahmen wir viele Katzenwelpen, die im damals chronisch überfüllten Tierheim kaum noch Platz fanden, bei uns auf.
In dieser Zeit bist Du an die Grenzen Deiner Kraft gelangt, wenn Du die kleinen Seelen nachts mit der Flasche füttern musstest, damit Du tagsüber Deiner Arbeit nachgehen konntest. Unterstützung durch mich hast Du meist abgelehnt, es war Deine Entscheidung und somit auch Dein Job. Ich durfte die Arbeiten in Haus und Hof übernehmen und Dir damit den Rücken freihalten. Auch wenn einige der Katzenwelpen nicht überlebten, war Dein Leben sinnvoll und hat Dich glücklich gemacht.
Du wolltest schon bald nach unserem Einzug einen Erinnerungsort für die gegangenen Tierseelen haben und pflanztest einen Wallnussbaumschössling vor unserer Terasse. Heute ist der Schössling ein ausgewachsener Wallnussbaum, der vielen der verschiednen Katzen eine Ruhestätte und uns einen Platz zum Erinnern geboten hat.
Im Laufe der letzten Jahre ist die Zahl unserer Katzen zurückgegangen und ließ uns mehr Zeit für uns. Du warst damals beruflich sehr enttäuscht über die Zustände in der stationären Krankenversorgung und hast Dich zur Hygienefachkraft qualifizieren lassen. In dieser Funktion bist Du schließlich ins Peiner Klinikum gelangt und hast, wie immer, wenn Du eine neue Verantwortung übernommen hast, alles für die Arbeit gegeben. Durch die Pandemie bekamst Du eine sehr anstrengende, aber auch befriedigende Tätigkeit.
Du hast frühes Aufstehen immer gehasst und im letzten Jahr haben wir Pläne gemacht, wie wir gemeinsam aus dem Arbeitsleben aussteigen konnten. Du hattest viele ehrgeizige Pläne für die Zeit unseres Ruhestandes und hast Dich sehr darauf gefreut. Diese Deine und meine Pläne werden sich nicht mehr erfüllen.
Du warst immer sehr konsequent in Deinen Beziehung zu Freunden und Bekannten. Wenn diese Deinen Werten, die sehr anspruchsvoll waren, nicht mehr genügten und sich die Diskrepanzen nicht lösen ließen, hast Du die Beziehung beendet. So wurde der Kreis Deiner Freundinnen und Freunde immer kleiner, aber diese verbliebenen Freundschaften blieben ehrlich. Einer Person warst Du Dein ganzes Leben immer eng verbunden: Deiner Schwester. Beide ward Ihr, im Guten und im Schlechten, einander innig verbunden und nie zu trennen. Und die letzten Jahrzehnte Deines Lebens hat Deine Nichte Dein Herz gewonnen und Ihr habt ein sehr offenes und liebevolles Verhältnis aufgebaut.

Wir müssen Dich nun gehen lassen und lernen, mit diesem Verlust zu leben. Das ist und wird unglaublich schwer. Ich werde mit Freude Deine Träume fortführen und unseren Katzen und vor allem Deiner Sally auch weiterhin ein schönes Zuhause erhalten. Aus dem Kreis unserer Familien habe ich viel Hilfe bekommen und gemeinsam haben wir um Dich getrauert und geweint.

Selchen, finde den Weg über die kleine Mauer, wo die Vergangenen vielleicht schon auf Dich warten und wir uns vielleicht noch einmal finden, in einer anderen Zeit.
In tiefer Liebe in die Frau meines Lebens, einer ehrlichen, oft lachenden Freundin und einer sehr weisen Lehrerin des Lebens bleibe ich auf dieser Seite der kleinen Mauer.
Dein Lorenz